Samstag, 12. September 2009
Abgrund
Dieser Moment kostete ihm meist die größte Überwindung. Der Schritt raus aus dem sicheren Haus in die grausame Welt. Doch heute war es anders, nicht weil er eine Maske trug, oder weil es Abend war und kaum noch Menschen durch die Straßen gingen, die ihn mit ihren Blicken löcherten. Sie glaubten wohl, er hätte nicht gemerkt, wie hinter seinem Rücken über ihn getuschelt wurde. Sie glaubten wohl, er hätte nicht gemerkt, wie sie über ihn gelacht hatten. Sie glaubten wohl, er hätte nicht gemerkt, dass sie ihn hassten. Er konnte doch nichts dafür. Sie glaubten wohl er hätte es ihnen nicht angesehen. DOCH ER HATTE.
Nein heute war es etwas anderes, was ihn trieb. Es war ein Gefühl. Heute wurde er von Rache getrieben. Er trat durch die Tür auf die Straße. Wann hatte er das letzte Mal hier gestanden? Zehn oder sogar Zwölf Jahre waren vergangen. Die Luft war klar. So frei konnte er sie atmen. Alle Last war von seiner Seele gefallen. Alles? Nein. Aber er fühlte sich frei.
Nun musste er rechts gehen. Er kannte den Weg auch noch nach so langer Zeit. Diese Wiese, dort hatte er immer hals Kind gespielt. Damals, bevor… Hier war es passiert. Der Fußball, die Scheibe, Klirr. Er hatte das Geräusch noch in seinen Ohren. Das Tor, sein Schuss. Er war perfekt, bis auf…
Hinter der Wiese lag ein Haus. Das Haus des MENSCHENFRESSERS. Früher hätte er so etwas lustig gefunden. Doch heute wusste er, dass es wahr war. Durch das Kellerfenster betrat er das Haus, wie letztes Mal, nur dieses Mal, tat er es freiwillig. Damals war er nur widerwillig gegangen. Die anderen hatten ihn dazu gezwungen! „Hohl den Ball wieder Franz!“ „Los du hast ihn dahin geschossen.“ Er konnte die Stimmen, der anderen hören. Sie waren in seinem Kopf und kreisten ständig um alles was er dachte. „Hohl den Ball Franz!“ Darum stieg er in das Haus, des MENSCHENFRESERS. Der Ball lag in einer Ecke, unter einem Glaskolben. Er bückte sich um den Ball zu nehmen, doch er konnte ihn nicht fassen. Er kroch weiter unter den Glaskolben. Da war der Ball er konnte ihn schon fast fassen, nur noch ein kleines Stück. Und dann Klirr. Zum zweiten Mal an diesem Tag hörte er Glas splittern.
Doch heute, würde er das Blatt wenden. Zum ersten Mal wäre er der Held! Sein Messer stach in seinen Bauch, als er durch das Kellerfenster robbte. Er konnte wieder das Brennen auf seiner Haut spüren. Das ekelige Brennen, als ob 100000 Nadeln auf sein Gesicht einstächen. Er durchlebte noch einmal, wie der Arzt versuchte sein Gesicht zu retten. Doch er schaffte es nicht. Nein er versuchte es auch nicht, er war ihm scheißegal. Sollte dieser Junge doch mit Tennisball großen Pickeln durch die Stadt laufen, ist ja nicht mein Problem. Er war HÄSSLICH!
Ab Heute würde alles anders.

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